Wie Luftverschmutzung Lungenkrebs verursacht

Ein ungutes Gefühl beim Atmen: Eine neue Entdeckung im Zusammenhang mit Lungenkrebs lässt die Alarmglocken läuten, dass die Luftqualität dringend verbessert werden muss.

Zigarettenrauchen ist der wichtigste Lungenkrebs-Risikofaktor. Auch Passivrauchen kann das Lungenkrebsrisiko erhöhen. Das weiß die Wissenschaft schon seit langem. Was bisher nicht bekannt war, ist, dass sehr kleine Schadstoffpartikel in der Luft Lungenkrebs bei Menschen auslösen können, die noch nie geraucht haben.

Die Entdeckung beruht auf Tests, die auf der Suche nach Zusammenhängen zwischen Luftverschmutzung und Krebsrisiko an mehr als 400 000 Menschen durchgeführt wurden. Forschende der EU- und ERC-finanzierten Projekte PROTEUS, THESEUS, PLOIDYNET, CHROMAVISION und WHOLENICHE untersuchten 247 normale Lungengewebsproben auf das Genaueste. Sie analysierten normales Lungengewebe von Menschen und Mäusen nach der Exposition gegenüber dem Luftschadstoff Feinstaub. Außerdem untersuchten sie die Auswirkungen von Feinstaub auf die Tumorpromotion anhand von Maus-Lungenkrebsmodellen.

Die Ergebnisse wurden auf dem Präsidentensymposium der Europäischen Gesellschaft für medizinische Onkologie (ESMO) im September 2022 in Paris vorgestellt. Die Forschung wies eindrücklich nach, dass Luftverschmutzung Lungenkrebs bei Menschen auslösen kann, die in der Vergangenheit nie geraucht haben, da einige Luftschadstoffpartikel Zellveränderungen in den Atemwegen fördern können.Wie in einer bei „CNN“ veröffentlichten Pressemitteilung berichtet wird, kann eine stärkere Belastung durch atmosphärische Partikel mit einem Durchmesser von 2,5 Mikrometern oder weniger schnelle Veränderungen in den Atemwegszellen bewirken. Sie weisen dann Mutationen im sogenannten EGFR-Gen auf, das bei etwa der Hälfte der Menschen mit Lungenkrebs, die nie geraucht haben, zu finden ist, sowie bei einem anderen Gen mit der Bezeichnung KRAS, das mit Lungenkrebs assoziiert wird. Dies geht aus den Ergebnissen der wissenschaftlichen Untersuchungen hervor, die von Forschenden des Francis Crick Institute in London und anderen Einrichtungen weltweit durchgeführt wurden.

„Wir haben herausgefunden, dass treibende Mutationen in den häufig bei Lungenkrebs vorkommenden Genen EGFR und KRAS auch in normalem Lungengewebe vorhanden und wahrscheinlich eine Folge des Alterns sind“, erklärt Dr. Charles Swanton, Wissenschaftler am Francis Crick Institute und leitender Kliniker bei Cancer Research UK, der die Ergebnisse präsentierte, in einer von der ESMO veröffentlichten Pressemitteilung.

In einem von der ESMO eingestellten Video merkt Dr. Swanton an: „Es ist seit einiger Zeit bekannt, dass Luftverschmutzung und Lungenkrebsrisiko miteinander verknüpft sind, aber es war unbekannt, auf welche Weise Luftverschmutzung Lungenkrebs verursacht. … Wir haben nun festgestellt, dass Luftverschmutzung sowohl bei Mäusen als auch bei Menschen zu einer Entzündungsachse führt.“

Diese Forschungsergebnisse sind angesichts der Tatsache wichtig, dass viel mehr Menschen als nur die Rauchenden einer Luftverschmutzung ausgesetzt sind, welche die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als unsicher bezeichnen würde. Genau genommen wird geschätzt, dass fast jeder einzelne Mensch auf diesem Planeten (95 %) einer Luftverschmutzung ausgesetzt ist, deren Wert die WHO als unsicher einstuft. „Ich denke, es besteht der dringende Auftrag, die Luftverschmutzung zu senken“, betont Dr. Swanton. „Und natürlich sind die Gesundheit des Klimas und die Gesundheit der Menschen aufs Engste miteinander verbunden.“

Die Forschung wurde im Rahmen der Projekte PROTEUS (Predicting Routes Of Tumour Evolution driven by Unstable genomes and Selection), THESEUS (Tumour Heterogeneity and Somatic Evolution of Unstable cancer genomes), PLOIDYNET (The impact of chromosomal instability on health: Molecular causes and consequences of aneuploidy), CHROMAVISION (Super-resolution visualisation and manipulation of metaphase chromosomes) und WHOLENICHE (Hold it or let it go: a niche decision on cancer growth) unterstützt. Die Projekte THESEUS, PLOIDYNET und CHROMAVISION endeten bereits. WHOLENICHE und PROTEUS sind noch im Gange.

Weitere Informationen:

CHROMAVISION-Projektwebsite

Projekt PROTEUS

Projekt THESEUS

Projekt PLOIDYNET

Projekt WHOLENICHE


Datum der letzten Änderung: 2022-11-11 17:15:01
Kommentare
Privacy Policy