WISSENSCHAFT IM TREND: Was ist das Metaversum und warum will Facebook 10 000 Personen aus der EU für seinen Aufbau anwerben?

Geschäftsführer Mark Zuckerberg will in den kommenden fünf Jahren in europäische Talente investieren, damit seine Vision einer Online-Welt wahr wird.

Das Metaversum bietet eine immersive virtuelle Welt. Über ein Headset betritt man einen Raum, in dem alle möglichen digitalen Umgebungen miteinander verbunden sind. Man kann sich umschauen, spielen, etwas lernen, arbeiten oder einkaufen.

In diesem Raum agiert man dann mit einem dreidimensionalen Avatar. Über diese digitale Person tritt man mit anderen in Interaktion.„Mit dem Metaversum lassen sich bisher unentdeckte kreative, soziale und wirtschaftliche Möglichkeiten ausschöpfen. Und die Europäerinnen und Europäer werden von Anfang daran mitgestalten“, kommentierten Nick Clegg, Vizepräsident für Globale Angelegenheiten, und Javier Olivan, Vizepräsident für Kernprodukte, im Oktober in einer Nachricht auf der Meta-Homepage. „Es wird nicht das eine Unternehmen geben, dem das Metaversum gehört und das es betreibt. Wie beim Internet werden auch hier Offenheit und Interoperabilität die wesentlichen Merkmale sein. Um es zum Leben zu erwecken, müssen Unternehmen, Entwicklerfirmen, Kreative und politisch Verantwortliche mit- und zusammenarbeiten.“

Warum schaut Facebook – jetzt unter dem neuen Markennamen Meta – gerade auf Europa, wenn es eine neue Version des Internets aufbauen will? „Die EU birgt einige Vorteile, dank derer Technologieunternehmen hier sehr gern investieren – einen großen Verbrauchermarkt, erstklassige Universitäten und, was besonders wichtig ist, hervorragende Talente“, wie es in der Nachricht heißt. „Neben aufstrebendem technologischen Talent spielt die EU auch eine wichtige Rolle, wenn es um die Ausgestaltung der neuen Vorschriften im Internet geht. Die politisch Verantwortlichen in Europa gehen hier voran, denn sie tragen dazu bei, europäische Werte wie freie Meinungsäußerung, Datenschutz, Transparenz und die Rechte des Einzelnen auch in den Internetalltag einzubetten.“

Wie bei jeder digitalen Welt warnen auch hier kritische Stimmen vor Gefahren. „Das Metaversum besitzt eine immense Tragweite – es bringt fantastische Vorteile, aber auch erschreckende Gefahren mit. Und darum brauchen wir ein extrem robustes System, das das Metaversum kontrolliert“, so Dr. David Reid, Professor für KI und Räumliche Datenverarbeitung an der britischen Liverpool Hope University, in der US-Internetausgabe der britischen Zeitung „The Sun“. „Wir sind ganz offensichtlich erst in einer frühen Phase, aber wir müssen diese Probleme jetzt schon ansprechen, bevor wir einen Weg einschlagen, den wir dann nicht mehr verlassen können. Anders wird sich die Zukunft gar nicht gestalten lassen.“

Dr. Reid führt weiter aus: „Die Datenmengen, die dabei entstehen, werden unermesslich sein .... und äußerst wertvoll. Genau darum brauchen wir ein stabiles System zur Überwachung des Ganzen. Aber ein einzelnes Unternehmen sollte niemals diese Macht ausüben können – daran hängt einfach zu viel.“

Noch leben wir nicht in virtuellen Welten, sondern besuchen sie nur durch digitale Endgeräte. Wird man mit dem Metaversum später kaum noch zwischen der Wirklichkeit und der Virtualität unterscheiden können? „Das war ja schon immer eine überwältigende Frage: Wo setzt man die Grenze, was ist zu viel Immersion in eine virtuelle Welt und was noch nicht?“, bemerkt der Journalist und Beobachter der digitalen Kultur in der „Washington Post“. „Wir werden alle noch viel stärker in diese Welten hineingezogen werden. Und dabei sind wir jetzt schon ganz schön tief drin.“Noch ist das Metaversum etwa zehn Jahre entfernt und niemand hat eine klare Vorstellung von allen Möglichkeiten und Folgen, die es von der Arbeitswelt bis hin zur Bildung haben wird. Aber schon jetzt wissen wir, dass wir alle dort miteinander verbunden sein werden, so wie im jetzigen Internet.

Daher sollten wir uns fragen: Welches Metaversum wollen wir erschaffen? Welchen Teil unseres Lebens sollen virtuelle 3D-Welten und Headsets mit virtueller Realität einnehmen? Für diese Fragen sollte wir uns nicht noch ein ganzes Jahrzehnt Zeit lassen.


Datum der letzten Änderung: 2021-11-17 17:15:01
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