Mit EU-Mitteln geförderte Quantenforschung wird geschäftstüchtig

Ein Start-up-Unternehmen im Bereich der Quantentechnologie entwickelt den weltweit ersten skalierbaren Quantencomputer und tritt damit in einen Wettbewerb mit den wichtigsten Branchenakteuren.

Photonik-Forschung im Rahmen des EU-finanzierten Projekts BRiiGHT ermöglichte einem Start-up-Unternehmen für Quantentechnologie den Einstieg in den Markt für Quantencomputer, womit auch ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Tech-Giganten wie Google und IBM begann. Seinen Sitz hat das Unternehmen mit dem Namen ORCA Computing auf dem White City Campus des Imperial College London, dem Gastgeber des BRiiGHT-Projekts. Dort haben sich Forschende, Geschäftsleute und die örtliche Gemeinschaft zusammengeschlossen, um modernste Forschung in praktischen Nutzen umzuwandeln.

„Mit ORCA Computing bauen wir eine Technologieplattform auf, die zu einer Revolution im Quantencomputing beitragen könnte“, erklärt der Mitbegründer des Start-ups, Prof. Ian Walmsley, in einer auf der Website des Imperial College veröffentlichten Pressemitteilung. „Als Unternehmen können wir einen großen Einfluss auf die Welt ausüben. Für das Vorhaben entscheidend sind jedoch das geistige Eigentum und die Ressourcen, die vom Imperial College London und der Universität Oxford zur Verfügung gestellt werden. In einer lebendigen Gemeinschaft von Forschung und Geschäftswelt angesiedelt zu sein, hat sich für das Unternehmen als sehr wertvoll erwiesen“, fährt Prof. Walmsley fort, der vor seinem Wechsel zum Imperial College am BRiiGHT-Projektpartner Universität Oxford arbeitete.Da sich Quantencomputer auf die Prinzipien der Quantenphysik stützen, können sie Berechnungen durchführen, die für einen Standardcomputer völlig undenkbar sind. Die heute auf dem Markt erhältlichen Quantencomputer sind jedoch geräuschintensiv und schwer zu skalieren. Hier kommt das Photon ins Spiel – der potenziell perfekte Baustein von Quantencomputern, der dem Rauschen standhält und den Betrieb bei Raumtemperatur ermöglichen könnte. Trotz aller Vorteile sind Verfahren zur Erzeugung photonischer Qubits zufallsbedingt. Entsprechend gestaltete es sich bisher schwierig, die Photonen zu solchen Interaktionen zu bewegen, die zu den erwünschten Ergebnissen führen. ORCA Computing nutzt seinen patentierten Quantenspeicher, um einzelne Photonen bei Bedarf zu speichern und abzurufen. „Der Wettlauf um diese eine Million Qubits, die für Quantensoftware benötigt werden, hat begonnen“, sagt Dr. Richard Murray, Mitbegründer und Geschäftsführer des Unternehmens. „Wir befinden uns in diesem Rennen gegen die Großen: Google, IBM, Amazon.“

Die Quantenspeichertechnologie von ORCA Computing hebt sich ab, da sie zum ersten Mal optische Fasern und Industriestandard-Komponenten verwendet. „Die Informationen gehen an einem Ende ein und werden bei ihrem Durchlauf von einer Reihe wirklich schneller Schalter verarbeitet. Während sie durch das Glasfasernetz fliegen, führen wir sehr schnelle Schalt-, Speicher- und Messvorgänge auf eine Weise durch, die Quantencomputing im Schnelldurchlauf ermöglicht“, erklärt Dr. Murray.

Ihr Ansatz bereitet den Weg für große, fehlerkorrigierte Quantencomputer. „Wir sind ziemlich zuversichtlich, dass unsere Technologie ausreichend skalierbar ist, um mit diesen anderen zu konkurrieren, und das zu einem Bruchteil der Kosten“, ergänzt der Geschäftsführer, der den Innovationsprozess des Unternehmens mit dem Bauen auf Treibsand vergleicht. „Ein Team baut eine Sache auf der Grundlage der Annahmen eines anderen Teams. Aber die Dinge auf der einen Seite, z. B. auf der Hardwareseite, können sich ändern oder verbessern, was wiederum die andere Seite, die des maschinellen Lernens, beeinflusst. Mit der Zeit werden die Annahmen dann weniger hypothetisch und mehr real. So verläuft der Prozess der Annäherung von Start-ups.“ Das Projekt BRiiGHT (Broadband Room-temperature Inexpensive & IndistinGuishable pHoTons) endete im Mai 2020.

Weitere Informationen:

BRiiGHT-Projekt


Datum der letzten Änderung: 2021-10-15 17:15:01
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