Fortschritte für eine effektive Leukämiebehandlung

Die Wissenschaft vermeldet einen neuartigen Krebsbehandlungsansatz, der zu einem neuen Arzneimittel für die akute myeloische Leukämie (AML) führen könnte. Der neue Ansatz zielt auf Enzyme ab, die mit der Entwicklung und dem Fortbestehen der Erkrankung verbunden sind.

Eine neue Studie zum Thema AML weckt neue Hoffnung für Menschen, die von der Erkrankung betroffen sind. Die akute myeloische Leukämie ist eine seltene Art von Blutkrebs, bei der sich anormale weiße Blutkörperchen im Knochenmark ansammeln und schnell im Blutkreislauf ausbreiten. Die lebensbedrohliche Erkrankung, die am häufigsten bei Menschen über 65 auftritt, schreitet schnell voran, und kann bei Nichtbehandlung zu schweren Infektionen und Organversagen führen.

Bei ihrer Studie haben Forschende, die durch die EU-finanzierten Projekte LeukaemiaTargeted und CRIPTON unterstützt wurden, einen neuartigen Ansatz präsentiert, der zu einer neuen Klasse von Arzneimitteln für die AML-Behandlung führen könnte. Der Ansatz visiert Enzyme an, die für die Entstehung und das Fortbestehen der Erkrankung eine wichtige Rolle spielen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht.Unser Körper braucht Proteine, um richtig zu funktionieren – für die Proteinerzeugung muss allerdings zunächst körpereigene DNS in Ribonukleinsäure (RNS) umgewandelt werden. Enzyme führen die meisten chemischen Reaktionen durch, die sich in den Zellen ereignen, und sie beeinflussen auch die Proteinproduktion, da sie chemische RNS-Veränderungen bewirken. Manchmal werden Enzyme allerdings fehlreguliert und im Übermaß produziert. Im Falle von AML spielt das Enzym METTL3 eine Rolle für die Entwicklung der Erkrankung, falls es in verschiedenen Zellarten überexprimiert wird. Das Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Tony Kouzarides von CRIPTON-Projektkoordinator Universität Cambridge hat jetzt ein Molekül namens STM2457 identifiziert, das METTL3 hemmen kann.

„Proteine sind für die Funktionsweise unseres Körpers essenziell und werden über einen Prozess produziert, der die Translation unserer DNS in RNS mithilfe von Enzymen beinhaltet. Manchmal kann dieser Prozess mit potenziell verheerenden Auswirkungen für die menschliche Gesundheit einhergehen. Bislang wurde dieser essenzielle Prozess noch niemals als Methode für die Krebsbekämpfung anvisiert. Dies ist der Anbeginn einer neue Ära für die Krebstherapeutik“, beobachtete Prof. Kouzarides in einer Pressemitteilung, die auf der „Mirage News“-Website veröffentlicht wurde.

Die Forschenden prüften die Wirkung von STM2457 bei gezüchtetem Gewebe von AML-Patientinnen und -Patienten und bei Mäusemodellen mit der Erkrankung. Es stellte sich heraus, dass die Behandlung mit dem Molekül zu einem geringeren Wachstum von Krebszellen und einer höheren Apoptose, also dem Tod dieser Zellen, führten. Bei den Mäusen reduzierte STM2457 die Anzahl von Krebszellen im Knochenmark und in der Milz ohne Auswirkungen auf das Körpergewicht und ohne toxische Nebenwirkungen. „Dies ist ein brandneues Gebiet der Krebsforschung und das erste wirkstoffähnliche Molekül seiner Art, das entwickelt wird. Der Erfolg beim Abtöten von Leukämiezellen und die Verlängerung der Lebenserwartung unserer Mäuse ist sehr aussichtsreich, und wir hoffen, bereits nächstes Jahr mit klinischen Studien zu beginnen, um die nachfolgenden Moleküle an Patientinnen und Patienten zu testen“, erklärte Co-Autor Dr. Konstantinos Tzelepis, ebenfalls von der Universität Cambridge, in der gleichen Pressemitteilung.

Laut Dr. Tzelepis könnte dieser Ansatz neben akuter myeloischer Leukämie zur Behandlung vieler anderer Krebsarten verwendet werden, sodass die medizinische Gemeinde über „eine neue Waffe in unserem Arsenal gegen diese schrecklichen Erkrankungen“ verfügt. Das Projekt LeukaemiaTargeted (Selecting genetic lesions with essential function for patients’ leukaemia in vivo as targets for precision medicine) wird vom Helmholtz Zentrum München, Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, veranstaltet. Das Fünfjahresprojekt endet im Juli 2021. CRIPTON (Role of ncRNAs in Chromatin and Transcription) endete 2017.

Weitere Informationen:

LeukaemiaTargeted Projekt

CRIPTON Projekt


Datum der letzten Änderung: 2021-07-05 17:15:02
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