Auf die Gesundheit von Alzheimerbetroffenen trinken

Eine spezielle Trinknahrung kann dazu beitragen, Gedächtnisverlust, kognitiven Leistungsabbau sowie weitere Auswirkungen von Alzheimer einzudämmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine EU-finanzierte Studie.

Bei einer klinischen Studie, die über drei Jahre lief und ermitteln sollte, welche Wirkung die Trinknahrung bei Personen im frühen Alzheimer-Stadium hervorruft, wurden vielversprechende Ergebnisse erzielt. Die Studie wurde von den EU-finanzierten Projekten LIPIDIDIET (THERAPEUTIC AND PREVENTIVE IMPACT OF NUTRITIONAL LIPIDS ON NEURONAL AND COGNITIVE PERFORMANCE IN AGING, ALZHEIMER’S DISEASE AND VASCULAR DEMENTIA) und Brain Health Toolbox (The Brain Health Toolbox: Facilitating personalized decision-making for effective dementia prevention) unterstützt und hat gezeigt, dass die Formulierung mit verschiedenen Nährstoffen bei täglicher Einnahme über einen längeren Zeitraum hinweg eine Verschlechterung des Gehirnzustandes verlangsamen kann.

Das betreffende Getränk ist ein medizinisches Nahrungsmittel, das unter dem Namen „Souvenaid“ vermarktet wird. Das Produkt enthält eine besondere Nährstoffkombination, die als Fortasyn Connect eingetragen wurde. Ziel bei der Entwicklung dieser Zusammenstellung war es, dem Nährstoffmangel entgegenzuwirken, der wahrscheinlich das Risiko für Alzheimer sowie die Progressionsrate der Krankheit erhöht. Zu den Inghaltstoffen des Nährstoffgemisches zählen Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure, Uridinmonophosphat, Cholin, Phospholipide, Selen und Folsäure sowie die Vitamine B12, B6, C und E.Im Zuge der randomisierten klinischen Studie erhielten 311 Personen im frühen, also prodromalen Alzheimer-Stadium entweder die Trinknahrung oder ein Placebogetränk, das zu Vergleichswerten führen sollte und daher einen identischen Geschmack sowie die gleiche Anzahl an Kalorien aufwies. Über einen Zeitraum von drei Jahren nahmen die Probanden einmal täglich 125 ml des Nährstoffgemisches bzw. des Vergleichsgetränkes zu sich. Es konnte nachgewiesen werden, dass die Trinknahrung den Abbau kognitiver Funktionen, den Verlust von Gedächtnisleistung, Hirnatrophie und das Fortschreiten der Krankheit insgesamt wesentlich verlangsamt. „Die während der 36 Monate gewonnenen Daten zeigen eindeutig, dass es möglich ist, in der Frühphase der Krankheit wesentlichen Einfluss auszuüben. Von Bedeutung ist, dass wir eine Langzeitwirkung nachweisen konnten. Außerdem verstärkten sich die positiven Effekte mit zunehmender Dauer der Studienteilnahme“, so Prof. Tobias Hartmann von der Universität des Saarlandes, die das Projekt LIPIDIDIET koordiniert, in einer auf der Website von „Alzheimer’s Disease International“ veröffentlichten Pressemitteilung.

Vorläufige Ergebnisse der Studie hatten bereits nahegelegt, dass der nährstoffbasierte Eingriff das Fortschreiten der Krankheit auf günstige Art und Weise beeinflussen würde. „Aber erst jetzt, nach drei Jahren Behandlungszeit, offenbart sich, wie weit die wesentlichen Unterschiede zwischen den Studienteilnehmern, die die wirksame Trinknahrung erhielten, und der Kontrollgruppe tatsächlich reichen“, erklärte Prof. Hartmann in einer Pressemitteilung, die über die Website „EurekAlert!“ abrufbar ist.

„Bei Alzheimer-Patienten, die den Nährstoffcocktail erhielten, stellten wir 20 Prozent weniger Gehirnschwund fest als bei Probanden der Kontrollgruppe. Dies bedeutet eine signifikante Verlangsamung der Hirnatrophierate“, erläuterte Prof. Hartmann in der gleichen Pressemitteilung. „Noch wichtiger ist unsere Beobachtung, dass bei Betroffenen, die das Getränk mit dem Nährstoffgemisch bekamen, während der drei Jahre Behandlungszeit zwischen 40 und 70 Prozent weniger kognitive Beeinträchtigungen auftraten als bei den Probanden, die das Placebo erhielten“, führte er weiter aus.

Die Forschungsgruppe entdeckte auch, dass sich die positiven Einflüsse der Trinknahrung bei Betroffenen, die mit der Einnahme im frühesten prodromalen Alzheimerstadium begonnen hatten, deutlicher zeigten. „Zudem konnten wir, was uns selbst überraschte, feststellen, dass die Wirkung im Laufe der Behandlungszeit zunahm und sich nicht nur auf das Gedächtnis konzentrierte, sondern auch auf andere kognitive Bereiche ausweitete, je länger die Behandlung andauerte“, merkte Prof. Hartmann in der Pressemitteilung auf „EurekAlert!“ an.

Die Ergebnisse der Studie von LIPIDIDIET und Brain Health Toolbox wurden in der Fachzeitschrift „Alzheimer’s & Dementia“ veröffentlicht. Da es bisher kein Heilmittel für Alzheimer im Frühstadium gibt, sind diese Erkenntnisse ein Hoffnungsschimmer für Betroffene in ihrem Kampf, trotz des Fortschreitens der Erkrankung Unabhängigkeit zu bewahren.

Weitere Informationen:

LIPIDIDIET-Projektwebsite

Projekt Brain Health Toolbox


Datum der letzten Änderung: 2021-01-18 17:15:01
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