Wissenschaft im Trend: Möchten Sie die Erde retten? Essen Sie Menschen

Schwedische Wissenschaftler sagen, dass Kannibalismus zur Linderung des Klimawandels beitragen könnte.

Lange bevor ein aktueller UN-Bericht vor der Erderwärmung warnte, reichte die Berichterstattung über dieses wichtige Thema vom nüchternen wissenschaftlichen Konsens bis hin zu einem dringlichen Ton und Weltuntergangsbildern. Nahezu die gesamte Wissenschaftsgemeinde teilt die Ansicht, dass die Erderwärmung vor allem durch anthropogene Treibhausgasemissionen verursacht wird. Sie ist sich ebenfalls darin einig, dass die Änderung der Lebensmittelproduktion und der Stopp der missbräuchlichen Flächennutzung zwei der gängigsten Lösungen darstellen.

Kannibalismus: Aktivismus für den Klimawandel auf die Spitze getrieben

Lassen Sie die Reduzierung der Abholzung und Bodenbearbeitung für einen Moment beiseite und öffnen Sie sich einem neuen, wenn auch makabren Ansatz: das Verspeisen von Menschenfleisch. Moment, geben Sie diese fremde Vorstellung nicht gleich auf. Hören Sie einfach nur Verhaltenswissenschaftler Magnus Söderlund zu.

Auf seiner Rede beim Stockholmer Gipfel über die Lebensmittel der Zukunft Anfang September brachte Prof. Söderlund von der Stockholm School of Economics die Idee ins Spiel, zur Bekämpfung der Klimakrise das Fleisch von toten Menschen zu verspeisen. Sein Publikum war von der Idee nicht sonderlich angetan. Er brachte auch denkbarere Optionen wie Insekten zur Sprache.

In einem Interview nach der Podiumsdiskussion „Can You Imagine Eating Human Flesh?“ (Können Sie sich vorstellen, Menschenfleich zu essen?) ließ Prof. Söderlund nicht von seiner Idee ab, Kannibalismus zur Ergänzung unserer Lebensmittelversorgung zu nutzen. Auf die Frage, ob er selbst Menschenfleisch essen würde, sagte er, dass er für die Idee offen wäre. „Ich habe ein etwas zögerliches Gefühl, doch um nicht zu konservativ zu wirken … muss ich sagen …, dass ich zumindest offen wäre, es zu probieren“, berichtete er dem schwedischen Staatsfernsehkanal TV4.

Rettet die Erde, esst Menschen

Während des Gesprächs sagte Prof. Söderlund, dass wir Menschen gerettet werden könnten, wenn wir uns nicht gleich der Idee verschlössen, unser eigenes Fleisch zu probieren. Es geht vor allem darum, Hindernisse und Tabus gegen den Kannibalismus zu überwinden. Keine Rede von Menschenwürde, Moralität, Sitten und Normen und, was vielleicht noch wichtiger ist, den schweren gesundheitlichen Risiken.

„Vorzuschlagen, dass Kannibalismus eine Lösung für den Klimawandel wäre, ist ungefähr so schlecht, wie das Klima an sich zu leugnen“, berichtete Genevieve Guenther, Leiterin von End Climate Silence, einer gemeinnützigen Organisation, welche die Medien durch die Verknüpfung von Geschichten über die Auswirkungen des Klimawandels unterstützt, gegenüber „Business Insider“. „Ich denke, dass man nicht einmal über die Ernsthaftigkeit amüsiert sein sollte, sondern dass man [den Kannibalismus] als eine Art Propaganda entlarven sollte, die es uns nur schwerer macht, die Welt in der erforderlichen Weise zu ändern.“

„Die Idee, dass wir in der Lage wären, dies in irgendeiner rationalen, systemischen Weise zu organisieren, ist vollkommen absurd“, merkte Guenther an. „Es würde bedeuten, dass unsere ganze Kultur in Barbarei abgleiten würde.“

Falls jemals eine Zeit kommt, in der sich die Menschheit überlegt, auf Kannibalismus zurückzugreifen, hat die Gesellschaft größere Themen, die es zu bewältigen gilt. „Falls wir an den Punkt gelangen, an dem wir menschliche Leichen als Nahrungsquelle betrachten, sind wir mit größeren Problemen konfrontiert“, sagte Guenther. „Es wird bedeuten, dass wir die Linderung der Klimakrise versäumt haben.“


Datum der letzten Änderung: 2019-09-23 17:15:01
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